Tipps und Tricks für ein harmonisches Miteinander

Die Mehrhundehaltung erfreut sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Hunde sind soziale Tiere und die Gesellschaft anderer Artgenossen kann für sie äußerst bereichernd sein. Doch bevor man sich dazu entscheidet, mehrere Hunde in einem Haushalt zu halten, ist es wichtig, sich über die Herausforderungen und Verantwortlichkeiten im Klaren zu sein. In diesem Blog-Beitrag werde ich Vor- und Nachteile erläutern sowie Tipps für ein erfolgreiches Miteinander geben.

Individuelle Bedürfnisse

Jeder Hund ist ein Individuum mit eigenen Bedürfnissen und Charakterzügen. Bevor du einen weiteren Hund in die Familie aufnimmst, solltest du sicherstellen, dass der bereits vorhandene gut sozialisiert und erzogen ist. Ansonsten wird es sehr anstrengend mit 2 Wildfängen durchs Leben zu schreiten. Wenn der erste Hund an der Leine pöbelt, wird es nicht lange dauern, bis der 2. es ihm gleichtut. Wichtig wäre auch zu wissen, ob der Ersthund gerne mit Artgenossen zusammen ist oder ob er sich allein wohler fühlt.
Die Wahl eines neuen Hundes sollte auch auf Grundlage von Alter, Geschlecht, Größe und Temperament getroffen werden, um die Wahrscheinlichkeit eines harmonischen Zusammenlebens zu erhöhen.
Gleichgroße Hunde spielen eher miteinander als größenmäßig stark variierende. Ein in sich ruhender älterer Hund kann die Erziehung eines Welpen übernehmen, aber nur, wenn er körperlich noch fit ist. Andernfalls fühlt sich der ältere eher belästigt und zieht sich eventuell zurück.
Natürlich solltest du überlegen, welcher Charakter zu dir und zu deinem Hund passt. Die Eigenschaften müssen sich nicht ähneln, können sich auch ergänzen. Zu einem schüchternen Hund passt kein Draufgänger, sondern ein selbstsicherer charakterstarker. Ein ängstlicher, zurückhaltender Hund freut sich wahrscheinlich über einen souveränen und älteren Vierbeiner. Hast du einen sehr temperamentvollen Hund und möchtest die Energie etwas drosseln, empfehle ich einen gelassenen, ruhigen Vertreter dazu zu holen.
Auch die Rasseeigenschaften solltest du berücksichtigen, wenn du eine Freundschaft unter den Hunden anstrebst. Einen Jagdhund kann man auch mit einem Hütehund vergesellschaften, aber eher nicht mit einem typischen rauflustigen Terrier. Zu einem großen Molosser sollte man einen ebenfalls ruhigen Vertreter, eventuell Herdenschutzhund, stellen. Auch kleine robuste Hunde kommen gut mit diesen Rassen zurecht. Gerne übernehmen sie auch den Schutz von kleinen zarten Hunden, so dass man Dogge und Chihuahua im Körbchen beobachten kann.

Räumliche Gegebenheiten

Bevor du an die Anschaffung eines weiteren vierbeinigen Familienmitglieds denkst, überlege dir, ob es genügend Platz in deiner Wohnung gibt. Denn auch wenn du die Räumlichkeiten nur als Schlafplatz nutzt, benötigt jeder sein eigenes Körbchen und eine Rückzugsmöglichkeit. Das Spielen untereinander ist immer nett anzusehen und es wäre schade, wenn man es aus Platzmangel unterbinden muss, weil die Gläser aus dem Schrank fallen oder der Fernseher umkippt.
Weiterhin ist zu beachten, ob das Auto für 2 Hunde ausreicht. Ein nicht unwichtiger Punkt ist das Finanzielle. In den meisten Städten in Deutschland kostet der Zweithund ca. 1/3 mehr an Hundesteuer. Auch die Tierarzt- und doppelten Futterkosten dürfen nicht außeracht gelassen werden.  
Bei den Spaziergängen sieht es etwas anders aus. Mit zwei Vierbeinern musst du nicht automatisch mehr gehen als mit einem. Nur die Erziehung musst du zwischendurch einbauen, was dem Althund meist auch nicht schadet. Wenn die Hunde miteinander spielen, bekommst du sogar schneller einen müden und ausgeglichenen Hund als wenn du allein gehen würdest.
Falls du in einer Mietwohnung lebst, musst du dich vorher erkundigen, ob dort auch mehrere Hunde erlaubt sind.

Sozialisierung und Training

Eine gründliche Sozialisierung ist entscheidend, um mögliche Aggressionsprobleme zwischen den Hunden zu vermeiden. Auch ein guter Gehorsam ist unerlässlich, damit du die Hunde in unterschiedlichen Situationen kontrollieren kann.
Wenn du ein älteres Tier dazu holst, ist es ratsam, vorher einen gemeinsamen Spaziergang zu unternehmen, d.h. jede Person führt einen Hund an der Leine, wobei die Menschen in der Mitte und die Hunde außen gehen. Dadurch wird eine Kontaktaufnahme verhindert. Erst wenn die Hunde kein Interesse mehr aneinander haben, dürfen sie sich beschnuppern (WICHTIG! Entweder an LOCKERER Leine oder abgeleint).
Ist das Eis danach noch nicht gebrochen, wiederholst du diese Übung. Spätestens nach dem 3. Spaziergang sollte sich eine Sympathie einstellen, ansonsten würde ich einen anderen Hund empfehlen.
Mit Welpen funktioniert es nicht automatisch einfacher, denn viele erwachsene Hunde finden Welpen ätzend, weil diese häufig distanzlos, ungestüm und aufdringlich sind. In diesem Fall ist es ratsam, wenn du bereits vor dem Einzug, Düfte vom Welpen mit ins Haus trägst. Bei der Ankunft lässt du den Welpen erstmal allein den Garten oder Wiese vor dem Haus erkunden. Dann holst du den Ersthund hinzu. Ist er zu aufdringlich wird er gebremst.
Hast du das Gefühl, dass dein erwachsener Hund sich zurückzieht, musst du ihn bestärken und besonders beachten und streicheln. Der Welpe kommt immer als zweites dran. Gleichzeitiges Streicheln ist in diesem Fall NICHT förderlich.

Konfliktmanagement

Auch wenn man alle Vorsichtsmaßnahmen trifft, können in einer Mehrhundehaltung Konflikte auftreten. Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren und zu schauen, wer der Aggressor war. Oft lassen sich Konflikte durch eine klare Körpersprache und ein konsequentes Eingreifen lösen. Die meisten Probleme entstehen, wenn es um Ressourcen geht. Deshalb empfehle ich ein gezieltes Training, dass kein Spielzeug, Futter oder Mensch verteidigt wird.

Vor- und Nachteile einer Mehrhundehaltung

PRO

Spätestens nach 2 Wochen haben sich die Hunde aneinander gewöhnt. Entweder leben sie nebeneinanderher, d.h. sie ignorieren sich und liegen getrennt irgendwo oder, im besten Fall suchen sie Kontakt zu einander, beschnüffeln und putzen sich, machen gegenseitige Spielaufforderungen etc. Das ist sehr schön anzusehen und man kann sehr viel über die hündische Körpersprache durch Beobachtung lernen. Sie gehen untereinander ganz anders um als mit uns Menschen. Das Herz geht auf, wenn man die Hunde zusammen kuschelnd, glücklich schlafen sieht oder wenn sie sich ein gemeinsames Spiel ausgedacht haben und ausgelassen toben. Zwei Hunde bleiben meist besser alleine als einer.
Mit 2 Hunden an der Leine fühlt man sich nachts auch sicherer als mit einem oder das Haus ist durch mehrere Hunde besser geschützt.

CONTRA

Wenn du mit einem Hund eine Urlaubsunterkunft suchst, ist es schon schwer, mit 2 Vierbeinern eine Herausforderung. Das Auto und die Wohnung werden doppelt schmutzig und riechen noch strenger. Die Kosten erhöhen sich. Die Beschäftigung auf Spaziergängen wird schwieriger, da es nur wenige Dinge gibt, die die Hunde gleichzeitig ausführen können. Deshalb muss man einen ablegen, um mit dem anderen zu arbeiten.
Anstrengend kann es werden, wenn der eine Hund den Beschützer heraushängen lässt oder beide sich stark fühlen und Artgenossen attackieren, obwohl sie einzeln sozial verträglich sind. Bei unterschiedlichen Geschlechtern muss man schauen, ob man die Hunde räumlich trennen kann, wenn einer läufig ist.

Fazit

Die Mehrhundehaltung kann eine wunderbare Erfahrung sein und den Hunden eine erfüllte Lebensweise ermöglichen. Mit der richtigen Vorbereitung, einem Verständnis für die individuellen Bedürfnisse jedes Hundes und einer konsequenten Erziehung steht einem harmonischen Miteinander nichts im Wege. Die Zeit und Mühe, die man investiert, um ein harmonisches Rudel aufzubauen, wird mit der Freude und Liebe belohnt, die diese Vierbeiner in unser Leben bringen.

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