Nonverbale Kommunikation

Für Hunde klingen menschliche Unterhaltungen wie für uns ein lautes Orchester bzw. Dialoge einer uns fremden Sprache. Kommandos müssen sehr gut einstudiert werden und immer gleich klingen, bevor sie in solch einer Geräuschkulisse überhaupt erhört werden. Trainiere wenigstens den Namen des Hundes intensiv, damit du anschließend mit der wortlosen Unterhaltung fortfahren kannst.

Die nonverbale Kommunikation, die vorwiegend aus Körpersprache/Gestik (angeboren) und Handzeichen (erlernt) besteht, funktioniert immer (im Hellen), wenn dein Hund halbwegs aufmerksam ist bzw. auf seinen Namen mit Blickkontakt reagiert.

Hunde kommunizieren untereinander fast ausschließlich über den Körper. Hier könnt ihr euch einiges abschauen. Beobachtet eure Hunde beim Spielen mit Artgenossen und merkt euch, welche Aktivitäten und Gesten zu einem bestimmten Ziel führen. Dies wandelt ihr etwas ab und verwendet es für eure „Gespräche“.

Körperhaltung

Hast du schon einmal versucht, mit deinem Hund ohne Worte zu kommunizieren? Ihn zum Sitzen, Liegen oder Kommen zu animieren, ohne die Stimme zu benutzen? Wahrscheinlich schaut dein Hund dich anfangs unsicher an, aber dann wird er sich freuen, denn plötzlich versteht er deine „Sprache“.

Eine lockere und entspannte Körperhaltung, verbunden mit einer freundlichen Mimik bedeutet für den Hund, dass alles in Ordnung ist. Diese Haltung könnt ihr als Lob einsetzen, denn der Hund fühlt ein „JA/richtig-Gefühl“. 

Bist Du angespannt, machst dich groß, hast feste Lippen und fixierst deinen Hund, übst du Druck aus und dein Hund empfängt ein „Nein-Gefühl“. Diese Haltung kannst du einnehmen, wenn dein Hund etwas unterlassen soll. Springt er dich an oder bellt, stimmt etwas an eurer Beziehung nicht oder du hast ihn zu sehr in die Enge getrieben.

Fixiert dein Hund dich nach einer Anweisung, hinterfragt er die Ausführung und möchte die Situation für sich entscheiden. Bleibst du angespannt und fixierst ihn ebenfalls mit festem Mund, muss er nach kurzer Zeit (manchmal auch langer) nachgeben und das gewünschte Verhalten zeigen. Will er sich der Situation entziehen, nutze eine Leine zum Begrenzen, nicht zum Korrigieren!

Läuft dein Hund beim Spazierengehen voraus und bleibt plötzlich mit nach vorne gerichteten Ohren erstarrt stehen, ruf ihn zurück. Denn er zeigt damit reges Interesse an einer Situation und entscheidet diese evtl. für sich, wenn du nicht rechtzeitig eingreifst.

Wedelt dein Hund oberhalb der Rückenlinie aufgeregt mit der Rute und hat eine angespannte, aufrechte Körperhaltung, ist das keine Freude, sondern große Aufregung.

Bewegt sich dein Hund locker mit gesenktem Kopf, seitlich hängenden Ohren und unterhalb der Rückenlinie wedelnder Rute, ist er freundlich eingestimmt.

Hat dein Hund große Angst, ist sein Körper fest und der Rücken evtl. etwas gewölbt. Der Kopf wird angespannt nach unten getragen, wobei der Blick nach oben gerichtet ist. Die Rute wird starr nach unten oder unter dem Bauch getragen und der ganze Hund wirkt etwas kleiner.

Diese Haltung darf nicht mit der „Lauerstellung“ verwechselt werden, bei der der Hund ebenfalls „tiefergelegt“ ist. Der Körper wirkt mit seinem nach vorne gerichtetem Hals und Kopf sowie mit der meist in Rückenhöhe nach hinten gestreckten Rute stromlinienförmig. Der Blick ist fixierend nach vorne und der ganze Körper ist sehr angespannt. Manche Hunde legen sich auch hin. Beide Verhaltensweisen müssen unterbunden werden, da es für den Gegenüber sehr verunsichernd ist.

Vorgehensweise

Bevor du das erste Mal mit der neuen wortlosen Kommunikation startest, solltest du eine kleine Runde spazieren gegangen sein, damit die Blase und der Darm leer sind. Du selbst musst frei von negativen Gedanken sein, gute Laune und ein paar kleine Leckerlis in der Tasche haben. Starte am besten zuerst in der Wohnung, damit du dir nicht lächerlich vorkommst.

Um deinen Hund zu dieser neuen Kommunikationsform einzuladen beginne mit einem „Augenzwinkern“. Nimm ein Leckerli in die Hand und „wedele“ damit vor der Nase deines Hundes. Zeigt er Interesse am Häppchen, bleibst du stehen und hältst es unter dein Kinn. Sobald der Hund dich anschaut, blinzelst du bewusst freundlich. Zwinkert er zurück, erhält er sofort das Leckerli. Versteht er nicht, was du von ihm willst, zwinkere ruhig noch ein paar Mal. Bleibt er aufmerksam, aber ohne zu zwinkern, erhält er trotzdem das Leckerli für die gehaltene Konzentration.

Nachdem ihr euch „eingestimmt“ habt, startest du mit einer Einladung zum Kommen, mit anschließendem Hinsetzen. Dazu hältst du deine Hände locker nach unten vor deinen Körper und gehst mit leicht eingeknickten Knien locker rückwärts. Dein Blick ist freundlich und deine Finger dürfen flattern (lockere Einladung). Folgt dein Hund dir, darfst du ihn mit „fein“ loben. Zum Beenden des Folgens bleibst du stehen und streckst deine Beine wieder durch. Deine Körperhaltung ist aufrecht und leicht angespannt. Deine Arme befinden sich locker neben deinem Körper. Setzt dein Hund sich, erhält er ein Häppchen. Bleibt er nur stehen, lädst du ihn nochmals rückwärtsgehend ein und bleibst abrupter aufrecht stehen. Du darfst ruhig etwas herumexperimentieren bis es klappt.

„Rückruf durch Spiel-Aufforderung“

Mach es einem Artgenossen gleich und nimm ein Spielzeug (anstatt Stöckchen) in die Hand. Halte es erst eng an deinen Bauch oder Brust, je nach Größe des Hundes und schleich dich mit gebückter, angespannter Körperhaltung an deinen Hund an. Er wird dich interessiert beobachten. Kurz vor ihm, machst du einen schnellen Schritt auf ihn zu, stupst ihn mit dem Spielzeug an und läufst blitzschnell mit einem „Huuuuu“ weg. Sicher wird er sofort folgen. Dann kannst Du ein Spiel starten. Nach einigen Wiederholungen setzt du ein Hörzeichen kurz vor dem Weglaufen ein. Dann hast du ein spielerisch aufgebautes akustisches Signal, was du bei Ablenkung einsetzen kannst.

Folgt dein Hund beim Wegrennen nicht, war deine Körpersprache nicht eindeutig genug und du musst es wiederholen.

„Spiel und Stopp“

Spiele mit lockerer Körperhaltung „Beutefangen“, d.h. du bewegst das Spielzeug auf dem Boden schnell hin und her, lässt es hüpfen, erstarren etc. Gerade wenn dein Hund so richtig wild ist, das Objekt aber noch nicht erhascht hat, reißt du es nach oben und erstarrst. Gleichzeitig streckst du ihm den anderen Arm mit gespreizten Fingern entgegen. In dieser Position bleibst du, bis dein Hund sich setzt. Dann wird als Belohnung weitergespielt. Reagiert dein Hund nicht und/oder springt an dir hoch, um sich das Spielzeug zu holen, brich die Übung ab, indem du nach oben schaust und wartest, bis du keine Pfoten mehr spürst. Dann spielst du wieder und versuchst das „Stopp“ erneut.

Achte diesmal darauf, dass das Erstarren und Armhochreißen zeitgleich und sehr zackig erfolgen.

Wenn es dir bereits gut gelingt, setze ein Hörzeichen ein, wenn du erstarrst und dein Hund sich setzt. Dann kannst du es später auch ohne Spiel und Aufmerksamkeit einsetzen.

„Das Rückwärtsrichten“

Der Hund steht vor dir: Mit angespanntem Körper, leicht nach vorn geneigter Brust und nach hinten gerichteten Schultern, „schiebst“ du deinen Hund mit seitlich angespannten Armen (ca. 30 cm von der Hüfte entfernt) und gespreizten Fingern (Handinnenflächen zeigen zum Hund) nach hinten. Du gehst dabei langsam, aber angespannt auf ihn zu. Dein Blick ist ernst und fest auf ihn gerichtet (sanfte körperliche Drohhaltung, deshalb sollte der Hund nach hinten ausweichen). Belohne ihn bereits nach den ersten Rückwärtsschritten. Sollte dein Hund nicht weichen, sondern dich anbellen oder gar anspringen, unterbrich die Übung und fahre mit grundlegenden, rangordnungsbezogenen Dingen fort.

„Bleib“

Das „Bleib“ kannst du sehr schön aus dem „Spiel und Stopp“ erarbeiten. Wenn dein Hund wie oben beschrieben stoppt, während du das Spielzeug oben in der Hand hältst, gehst du mit angespanntem Körper und zum Hund ausgestrecktem Arm (mit gespreizten Fingern) langsam rückwärts. Anfangs nur ein paar Schritte, dann gehst du langsam, aber mit Körperspannung zum Hund zurück und löst das „Bleib“ mit lockerer Körperhaltung und Beutespiel auf. Hunde lieben dieses Spiel.

„Platz“

Auch das Hinlegen kannst du nonverbal einfordern. Lade den Hund wie oben beschrieben zu dir ein, werde vor ihm groß, halte deine Arme seitlich eng am Körper und schau deinem Hund fest in die Augen. Deine Lippen sind dabei zusammengepressten und schmal. Zuerst wird sich dein Hund hinsetzen und dich beobachten. Da du nicht reagierst, sondern evtl. den Druck sogar erhöhen, indem du deine Schultern etwas nach vorne neigst, wird er sich nach einer Weile hinlegen. Glaub mir, es kann, je nach Charakter lange dauern, aber irgendwann legen sich alle. Geht dein Hund einfach weg, musst du ihn vorher anleinen, damit er sich der Übung nicht entziehen kann. Probiere diese Übung erst, wenn die anderen nonverbalen Signale bereits gut klappen. Dann ist er auf diese Kommunikationsform bereits eingestimmt.

Zusammenfassung

Grundsätzlich lassen sich Körpersignale gut in den Alltag integrieren. Der Hund muss sich allerdings erst auf diese Art der Verständigung einstellen. Das heißt, du musst geduldig sein und ihm Zeit geben, bis du deine gewünschten Ziele erreichst.

Achte immer auf evtl. Beschwichtigungssignale und reagiere dementsprechend (abwenden = Druck nehmen)!

Die körpersprachlich erarbeiten Anweisungen können in der Ferne nur mit Hilfe von akustischen Signalen oder Sichtzeichen genutzt werden. Allein auf unser Ausdrucksverhalten reagieren nur wenige Hunde auf Distanz.

Um Hörzeichen mit der Körpersprache zu verknüpfen, bringst du den Hund wie oben beschrieben in die gewünschte Position. Sofort ertönt das passende Hörzeichen. Solange der Hund in der Haltung ist, wiederholst du das Wort, damit den Namen mit der gewünschten Handlung verknüpft.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

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