Wofür ist Leinenführung wichtig?

Hallo und herzlich willkommen zu meinem Blog-Beitrag „Die lockere Leine“.

Als erfahrene Hundetrainerin und Hundebesitzerin weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass Hunde gut an der Leine geführt werden. Nicht nur weil es für den Halter nervig und anstrengend ist, wenn die Arme unter Dauerspannung stehen. Auch weil der Hund unter dem ständigen Druck am Hals oder Rücken leidet. Sein Stresspegel erhöht sich enorm und zusätzliche Außenreize, wie fremde Hunde, Fahrradfahrer etc. werden als Verursacher wahrgenommen, was wiederum zu übertriebenem oder generellem Fehlverhalten führt. Vielen Menschen ist das scheinbar nicht bewusst, auch nicht, dass die Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wird. Denn ich beobachte jeden Tag Hundehalter, die sich durch die Straßen zerren lassen. Damit sich dieses Bild bald wandelt, gebe ich hier Tipps und Tricks für das Gehen an lockerer Leine. Das „Dogsurfing“ hat ein Ende und das Feindbild „Leine“ schwindet. Kurz um, die Spaziergänge bringen wieder Freude.

Trainingsfehler

Damit die Leinenführung entspannt wird, müsst ihr eurem Hund es ordentlich vermitteln. Einfach stehenbleiben, wenn die Leine straff ist, hilft genauso wenig, wie das Zurückzerren. Auch das ständige Loben oder Ansprechen mit „Fuß“, „Fuß“…. Führt nicht zum Erfolg.  

Eine positive Stimmung, gepaart mit einem selbstsicheren Auftreten und einer aufrechten Körperhaltung sind Grundvoraussetzung. Dein Blick muss geradeaus sein und dein Lauftempo konstant. Natürlich lässt du deinen Hund schnüffeln, aber nicht ständig und nicht überall, immer nach deinen Regeln. Damit ist gemeint, dass du dich nicht irgendwo hin zerren lässt und ihn z.B. an Hecken und Häuserwänden weiterführst.

Vermeide unbedingt, deinen Hund anzusprechen, Kommandos zu erteilen oder zu loben, wenn er sich falsch verhält. Jede Art der Aufmerksamkeit erhält er nur, wenn er brav an lockerer Leine neben dir läuft. Alles andere verunsichert ihn oder führt zu weiterem Fehlverhalten.

Soll er angeleint mit dir warten, halte ihn NICHT fest, sondern korrigiere ihn, wenn er nicht still steht oder sitzt. Kommuniziere vorrangig körpersprachlich.

Führe Deinen Hund immer auf der straßenabgewandten Seite bzw. am Wald- oder Wiesenrand!

Warum ziehen Hunde an der Leine?

Natürlich gibt es dafür verschiedene Gründe, da jedes Hund-Mensch-Team einzigartig ist und einen individuellen Alltag durchlebt. Die Leinenführigkeit ist keine angeborene Verhaltensweise. Es ist dem Hund völlig fremd mit einer Leine verbunden zu sein. Die Bereitschaft zum Folgen bringt er mit, aber in seinem eigenen Tempo und Abstand. Die Hauptursuche liegt also bei uns Menschen, denn wir haben es versäumt, ihm ordentlich beizubringen. Das Gute daran, ich zeige Euch in diesem Betrag, wie ihr das Feindbild „Leine“ eliminiert und einen fröhlichen Hund an der lockeren Leine erzielt.

Einige Hunde laufen so lange perfekt an der Leine, bis eine Ablenkung durch andere Hunde, Jogger, Rehe, Kinder etc. erfolgt. Hier muss an der Frustrationstoleranz gearbeitet werden, denn mit dem reinen Leinentraining kommt ihr erstmal nicht weiter.

Hunde mit großer Angst ziehen und zerren mitunter stark an der Leine, was sehr anstrengend und gefährlich werden kann. Auch hier ist ein spezielles Training notwendig, und die beschriebenen Übungen helfen nur bis zu einem bestimmten Grad des Angstverhaltens.

Die korrekte Ausrüstung

Ein oft unterschätzter wichtiger Aspekt, eine stressfreie Leinenführigkeit zu erreichen, ist die Wahl des richtigen Equipments. Ein gut sitzendes Halsband, nicht zu schmal, nicht zu breit, weder locker noch zu fest (2 cm sollten gerade so unter das Halsband passen), ist das wichtigste Utensil. Es muss eng anliegen, damit der Hund erstens keinen zusätzlichen Ruck am Hals erhält und zweitens, sich nicht hinauswinden kann! Viele Leute meinen es gut und legen das Halsband wie ein Collier um. Damit schaden sie allerdings dem Hund.

Ein Geschirr sollten Sie, wenn überhaupt, nur bei sehr kleinen Hunden verwenden, da wertvolle Informationen hauptsächlich vom Hals ans Gehirn transportiert werden. Hinzu kommt, dass die meisten Geschirre völlig falsch sitzen und den Hund eher behindern als unterstützen. Eine Leine mit Halsung (Retriever- oder Moxon-Leine) eignet sich ebenfalls hervorragend, da man sie perfekt auf jeden Halsumfang einstellen kann (verstellbarer Stopper). Vor allem für langhaarige Hunde macht das Sinn, da keine Öse für den Karabiner gesucht werden muss bzw. beim Verschließen des Halsbands keine Haare eingeklemmt werden. Die Halsung wird einfach über den Kopf geworfen.

Die Führleine muss gut in der Hand liegen und je nach Größe des Hundes auch stabil sein. Je größer oder kräftiger der Hund, desto dicker die Leine, vor allem der Griff (wenn vorhanden) muss angenehm zu fassen sein. Auch die Wahl der richtigen Länge ist entscheidend. Ist sie zu kurz, schränkt sie den Hund in seiner Bewegungsfreiheit ein und ist deshalb nur für „Fuß“-Übungen zu empfehlen. Wählt ihr für einen großen und kräftigen Hund eine zu lange Leine, liegt ihr schnell am Boden, wenn plötzlich eine Katze oder Hase um die Ecke fegt. Welpen müssen sich erst an Begrenzungen gewöhnen, weshalb eine längere Leine (ca. 3 m) gewählt wird.

Hast du einen Hund, der massiv in die Leine läuft oder in manchen Situationen arg an der Leine zieht empfehle ich Hilfsmittel, um mit dem Training überhaupt starten zu können. Denn wenn du das Gefühl hast, deinen Hund kaum halten zu können, strahlst du nicht die nötige Sicherheit aus. Es gibt das so genannte „Canny Collar Halsband“, was ich empfehlen kann. Oder wenn das nicht möglich ist, weil der Hund eine zu kurze Schnauze hat oder einen Maulkorb trägt, wählt bitte ein Geschirr, wo ihr den Leinenkarabiner an der Brust einhaken könnt.

Grundsätzlich muss die Leinenlänge auf Örtlichkeit (im Wald darf sie länger als an der Straße sein), Alter, Trainingsstand und Statur des Hundes angepasst sein. Eine 2 m Leine ist für die meisten Hunde und gängigsten Situationen empfehlenswert.

Trainingstipps

Sobald die perfekte Ausrüstung gewählt ist, starten wir mit dem Training. Damit Ihr schnell einen Erfolg erzielt, dürft Ihr nicht zwischen schwachem und starkem Ziehen unterscheiden, sondern nur zwischen lockerer (der Hund ist nicht zu spüren) und straffer Leine (ihr müsst reagieren)!

Befestige am Halsband Deines Hundes eine ca. 2 m-Leine oder nutze eine Retrieverleine und beginne an einem Ort, der relativ reizarm und ohne Straßen ist. Nur dann kannst Du Dich voll und ganz auf das Training konzentrieren. Die Leine darf nicht zur Korrektur, sondern nur als Begrenzung genutzt werden. Sie muss grundsätzlich locker gehalten werden!

Dein aufrechter Gang und Deine entspannte Körperhaltung tragen dazu bei, dass dein Hund sich sicher und geborgen bei dir fühlt. Dieses Vertrauen dürft ihr nicht missbrauchen, indem ihr ihn in Gefahren bringt, z. B. mit anderen Hunden kommunizieren lasst (angeleint) oder an ihm herumzerrt, weil ein frei laufender Hund euch begegnet. In solchen Fällen müsst ihr unbedingt die Leine lockerlassen oder bestenfalls ganz fallen lassen, damit euer Hund kommunizieren kann.

Wenn Du unsicher oder ängstlich bist, überträgt sich das auf den Hund und führt zu unruhigem oder unsicherem Verhalten. Deshalb immer schön tief durchatmen, wenn es kniffelig wird. Hast Du Angst, deinen Hund in bestimmten Situationen nicht halten zu können, nutze Hilfsmittel!! Denn nur, wenn du deinen Hund einschätzen und jederzeit unter Kontrolle bringen kannst, ist ein sicheres Auftreten möglich.

Das Wichtige zum Schluss!

  • Dein Hund wird die Leinenführung nur erlernen, wenn er ab Tag x nicht mehr ziehen darf! Damit das durchsetzbar ist, gibt es die Eilmethode. Natürlich werden die Spaziergänge etwas einseitiger, aber der Hund ist trotzdem ausgelastet. Qualität vor Quantität.
  • Halte Deine Leine immer so, dass der Karabiner am Halsband locker hängt. Jede gespannte Leine führt beim Hund zu Aufregung bzw. sendet ein Signal von Dir „Ich bin unsicher“!
  • Reagieren grundsätzlich, wenn Dein Hund nicht dein Tempo hat, d.h. wenn er schneller als du läuft, bleib sofort stehen. Läuft er in die Leine, drehst Du um, so dass er dir folgen muss oder rufst ihn zu dir.
  • Korrigiere deinen Hund immer bevor die Leine straff ist!
  • Achte beim Gehen nicht auf Deinen Hund. Beobachte ihn nur aus dem Augenwinkel heraus. Dann wirst Du ein Umdenken Deines Hundes feststellen. Denn nur wenn er sich unbeobachtet fühlt, schaut er zu Dir!

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine gute Leinenführigkeit bei Hunden kein Hexenwerk ist, sondern leicht zu erlernen ist. Wichtig sind Konsequenz, Geduld, die richtige Ausrüstung, regelmäßiges Training und eine klare Führung. An eine gute Leinenführigkeit sind viele andere Verhaltensweisen geknüpft. Außerdem führt es zu einer engeren Bindung und zu angenehmen, gemeinsamen Spaziergänge. Es lohnt sich!

ACHTUNG! Du wirst nie eine zuverlässige Leinenführigkeit erzielen, wenn Dein Hund sonst keine Regeln akzeptiert bzw. im Alltag viele Entscheidungen selber treffen darf.

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